Abendmahl

Was soll das Ganze eigentlich?

Beim „Abendmahl“ feiern wir am Tisch des Herrn gemeinsam die Liebe Gottes, die sich in Jesus Christus zeigt. Das Abendmahl ist kein Ritual, bei dem auf unerklärliche Weise etwas an uns geschieht. Es ist vielmehr das gemeinsame Feiern der Gläubigen, bei dem wir uns an Jesus Christus erinnern und dadurch im Glauben gestärkt werden.

Diese Erinnerung berührt uns in einer Reihe von verschiedenen Aspekten:

  1. Wir erinnern uns an das, was Gott für uns tat.
  2. Wir empfangen Vergebung für unsere Schuld.
  3. Wir danken Gott für seine Güte.
  4. Wir stärken uns an Gottes Zuspruch.
  5. Wir lassen uns rufen und senden.
  6. Wir kommen zusammen als eine Gemeinschaft.
  7. Wir freuen uns darauf, dass Jesus wiederkommt.

Wie wir feiern

Weil es sich bei unserer Abendmahlsfeier nicht um ein Sakrament handelt, braucht es dazu keinen Priester oder sonstigen Amtsträger. Alle Gläubigen können das Abendmahl miteinander feiern. Wir ermutigen ausdrücklich dazu, auch in Kleingruppen und Hauskreisen dieses Erinnerungsmahl zum regelmäßigen Bestandteil werden zu lassen.

In der Volksmission Freudenstadt feiern wir das Abendmahl etwa einmal im Monat, in der Regel am ersten Sonntag. Wir feiern diesen besonderen Moment dabei auf eine der zwei folgenden Arten:

„Kleines“ Abendmahl

In der Regel feiern wir in kleinen Gruppen an Tischen, die im ganzen Saal verteilt sind. Auf jedem Tisch stehen nicht nur Brot und Traubensaft bereit, sondern es liegt dort auch ein Zettel, der durch die Abendmahlszeit führen soll. Dieser Zettel enthält sowohl einen voll ausformulierten Vorschlag für eine gemeinsame Feier, als auch Hinweise, wie die Gruppe selbst diese Zeit gestalten kann. Die Tischgruppen haben normalerweise keinen Leiter, so dass sich jeder beteiligen kann.

„Großes“ Abendmahl

Beim „großen“ Abendmahl steht nicht nur der Tisch, sondern die ganze Mahlfeier im Zentrum des Gottesdienstes. Nach einer kürzeren Predigt und einer Zeit der Anbetung treffen wir uns in der Mitte des Raums an der großen Tafel, um zu schmecken und zu sehen, was Gott uns durch sein Wort schon zugesprochen hat. Dabei bleibt viel Zeit für gemeinsames Gebet und Segnung.

Gut zu wissen…

Aus Rücksicht auf alkoholkranke oder rückfallgefährdete Menschen feiern wir das Abendmahl mit alkoholfreiem Traubensaft. Die Erinnerungswirkung des Symbols wird dadurch nicht geschmälert.

Darf ich mitfeiern?

Eingeladen ist jeder, der mitfeiern kann, weil er die Liebe Gottes in Jesus Christus erlebt und angenommen hat. Eine entsprechende Prüfung führen nicht wir durch–das muss jeder für sich selbst tun. Wer mit Jesus lebt, aber im Alltag gesündigt hat, ist besonders eingeladen zu kommen: Gerade beim Feiern des Abendmahls lässt es sich besonders eindrücklich erleben, dass Sünde und Schuld bei Gott abgegeben werden dürfen und durch Jesus Christus dort Vergebung finden.

Gott weist auch die Kinder nicht zurück. Wie alle anderen sind sie zum Feiern eingeladen. Besonders eindrücklich wird das Abendmahl für diese, wenn die Familie gemeinsam feiert und die Eltern den Kindern erklären, worum es hier geht.

Wie kann ich mich vorbereiten?

Mit einer der folgenden „Übungen“ kannst du dich gezielter und intensiver auf das gemeinsame Feiern beim Abendmahl vorbereiten:

1. Erinnere dich an das, was Jesus für uns getan hat

Fertige eine Liste all der Dinge an, die du mit Gott erlebt hast; vor allem der Dinge, für die du besonders dankbar bist. Beginne mit dem, was Jesus nach dem Zeugnis des Neuen Testaments für dich getan hat, gehe dann über die großen Linien deines Lebens hin zu den „kleinen Dingen“, die dir in letzter Zeit geschenkt wurden. Lob und Dank müssen kultiviert werden und das beginnt immer damit, dass wir uns erinnern. Reserviere jeden Tag fünf Minuten, um Jesus für all das zu danken. Bete die Liste täglich durch und ergänze sie, wo nötig. Wenn du nun zum Abendmahl gehst, dann danke Gott währenddessen für alles, was dir von deiner Liste noch im Kopf geblieben ist.

2. Gib Vergebung weiter

Das Abendmahl ist ein Fest der Vergebung. Als Übung für diesen Bereich könntest du einmal eine Beichte ablegen. Probiere aus, wie sich das für dich „anfühlt“. Wenn dir das zu schwer fällt, gibt es noch einen weiteren Vorschlag für dich: Versöhne dich bis zum nächsten Abendmahl wenigstens mit einem Menschen, mit dem du bislang tiefergehende Schwierigkeiten hattest. (Du must ja nicht gleich mit deinem größten Feind anfangen.

3. Sag „Danke“

Kaufe dir einen Block mit Papier, auf dem oben das Wort „Danke!“ gedruckt steht. Natürlich kannst du dir mit dem Computer auch selbst solches Papier herstellen. Schreibe bis zum nächsten Abendmahl jede Woche mindestens zwei Dankesbriefe an Menschen, die das wahrscheinlich überhaupt nicht erwarten. Diese Briefe müssen nicht lang sein, aber von Herzen kommen.
Wenn du dann zum Abendmahl gehst, schreibe kurz vor dem Gottesdienst Gott einen solchen Danke-Brief. Beziehe dich dabei auf die Briefe, die du in alle den letzten Wochen für diese Übung geschrieben hast. Hinter allem, was du Menschen verdankst, steht letztendlich ein treusorgender Gott.

4. Tu dir selbst etwas Gutes

Diese Übung sollte dir hoffentlich Spaß machen: Tu dir selbst etwas Gutes! Nimm einen Tag frei und mache eine Wanderung durch eine schöne Gegend oder tue irgend etwas anderees, was dir Kraft gibt und Freude macht. Vielleicht erfüllst du dir einen langgehegten Wunsch, kaufst dir etwas „Nutzloses“; was du sonst nie für dich getan hättest (etwa die Halbjahresgebühr für ein Fitnessstudio, eine Theaterkarte oder ein Wochenende in Paris). Begehe einen exzessiven Akt der Selbstliebe und spüre die Kraft, die dir daraus zuwächst. Wenn du dann zum Abendmahl gehst, denke an dieses Schöne und vergegenwärtige dir: „Gottes Liebe zu mir ist auch exzessiv! Er möchte mich mit diesem Abendmahl stärken und aufbauen. Er möchte das ganze Potential, das in mir liegt, freisetzen, damit ich ein erfülltes, fröhliches Leben lebe.“

5. Finde deinen Platz in der Gemeinde

Überprüfe deine Mitarbeit in der Gemeinde: Bin ich am richtigen Platz? Dabei ist es Voraussetzung, dass du deine Gaben kennst. Mache einen Gabentest oder besuche ein Seminar, dass dir beim Entdecken und Einsetzen deiner Gaben hilft. Mache ausfindig, inwieweit du am falschen Platz mitarbeitest und leite einen geordneten Rückzug von dieser Position ein (das heißt: Lass nicht mit einem Schlag alles stehen und liegen, sondern sieh zu, dass möglichst bald jemand anderes diese Position übernehmen kann). Sprich mit jemand von der Gemeindeleitung darüber, wofür dich Gott mit deinem speziellen Gabenprofil geschaffen hat und sieh zu, dass du bald anfängst, genau an dem Ort mitzuarbeiten, für den er dich begabt hat. Wenn du dann zum Abendmahl gehst, mache dir klar: „Gott beruft mich! Das Abendmahl ist eine wichtige Wegzehrung auf meinem Weg der Nachfolge. Gott möchte, dass ich ein Leben zu seiner Ehre lebe.“

6. Übe geschwisterliche Gemeinschaft

Menschliche Gemeinschaft basiert entweder auf Sympathie oder auf gemeinsamen Interessen. Die Gemeinschaft der Glaubenden hingegen basiert darauf, dass alle Christen Jesus zum Bruder bzw. Gott zum Vater haben. So sollte es zumindest sein. Sprich im kommenden Monat nach jedem Gottesdienst wenigstens einen Menschen an und rede ein paar Minuten mit ihm, mit dem du sonst erst einmal nicht so ohne weiteres Kontakt gehabt hättest. Wenn du dann zum Abendmahl gehst, erinnere dich daran: „Gott geht mit mir genauso um. Er hat mich zuerst geliebt. Dadurch bin ich schon ein ganzes Stück verwandelt und liebenswerter geworden. Ich kann sogar schon auf Menschen zugehen, die mir zunächst nichts bedeutet haben!“

7. Übe das kommende Fest ein

Feiere eine Party, einfach nur so: Zur Ehre Gottes und aus purer Lust am Leben! Lade Christen zu diesem Fest ein, aber auch gezielt Nichtchristen und sieh zu, dass die Stimmung so richtig gut ist. Es gibt kaum etwas, was den Himmel so gut abbilden kann, wie ein gutes Fest! Wenn du dann zum nächsten Abendmahl gehst, erinnere dich an dieses Fest und sage dir: „Ein solches Fest soll dieses Abendmahl auch sein. Es soll einen Vorgeschmack auf den Himmel bieten und ich will mich von nichts und niemandem davon abbringen lassen, dass dieses Fest gelingt.“

 

Diese Übungen stammen aus: Douglass, Klauss. Gottes Liebe feiern: Aufbruch zum neuen Gottesdienst. Emmelsbüll: C& P, 2003. ISBN 978-3928093064 . S. 198-200.